Kirche St. Valerius

Die Bedeutung heute

„Das ist aber eine schöne Kirche!“ sagen die meisten Menschen, die zum ersten Mal in die Kirche St. Valerius kommen.
Sie ist die jüngste Kirche in der Pfarrei St. Matthias; erst nach dem Krieg gebaut. Aber sie wirkt nicht wie eine moderne Kirche. Der einschiffige, verklinkerte Kirchenraum erinnert an die Konstantinbasilika, nur kleiner. Es ist eine besondere Atmosphäre in der Oberkirche: Alles ist auf einen Blick zu sehen, Weite, aber auch Geborgenheit. In dem Halbrund der Krypta ist das Gefühl der Geborgenheit noch einmal stärker. Da St. Valerius im Höhenstadtteil Feyen-Weismark liegt, kommt man nicht einfach daran vorbei, wie das bei vielen Kirchen in der Stadt (z.B. Herz Jesu) der Fall ist. Bewohner/innen des Stadtteils, speziell wenn sie auf dem Weg zum Mattheiser Weiher sind, besuchen die Kirche häufiger. Die Atmosphäre lädt ein zur Stille, zum Gebet, zum Krafttanken…
Das Programm ist eher traditionell gehalten. Neben den regulären Sonntagseucharistien (als Vorabendmesse samstags um 18.30 Uhr) gibt es Marien- und Kreuzwegandachten, Meditationen im Advent, Aktionen in der Fastenzeit. Aber auch verschiedene andere Angebote wie Wort-Gottes-Feiern sind in Planung.

Die Kirche St. Valerius

Das schlichte, steinsichtige Gotteshaus, in Form und Gestalt einer römischen Basilika nachempfunden, hat eine Breite von 13,50 m und eine Länge von 35 m. Die Mauern bestehen aus Ziegelsteinen, die durch einen Bruchsteinmantel wirkungsvoll umkleidet sind.
Zu erkennen sind fünf Ziegelflachschichten in den Umfassungsmauern mit eigens für diesen Zweck gebrannten Ziegeln nach altrömischer Art. Gewaltige Stützpfeiler dienen – wie die Ziegelflachschichten – konstruktiven Zwecken, gleichzeitig aber auch dem äußeren Ansehen des Gotteshauses. Im Innern zeigt sich die Kirche als gewaltige Halle, die nicht durch Säulen oder Pfeiler gegliedert bzw. unterbrochen wird.
Das Licht fällt aus einer Fensterreihe im Ostteil des Gotteshauses sowie von einem Lichtband quer über dem Altarraum, während die Seitenwände ohne Fenster bleiben. Die Lichtzuführung ist von besonderer Eigenart, das Licht sammelt sich nämlich auf dem Altar, der in einem um zwei Meter gehobenen Chorhaus steht. Der Anbau rechts neben dem Altar bietet Platz für Orgel (oben) und Taufkapelle (unten). Links neben dem Altar geht es zu Sakristei und Pfarrhaus. 
Etwas abseits neben dem Gotteshaus steht – nach Art der italienischen Campanile – der Turm; seine Grundfläche beträgt 4×4 m, die Gesamthöhe macht 28,50 m aus.
Über dem Hauptportal befindet sich eine Plastik des hl. Valerius, gestiftet von der Abtei St. Matthias und dem Baumeister, Architekt Alfons Leitl.
In der rechten Ecke oben erkennt man das Wappen der Abtei, darunter, aus Zirkel und Winkel gebildet, die Buchstaben AL (Alfons Leitl). Der hl. Valerius steht in einer Nische, die den Umriss der St. Matthias-Basilika symbolisiert und darauf hindeutet, dass sein Grab sich in St. Matthias befindet. In der Rechten hält er den Kreuzstab als Künder des Glaubens, während die Linke schützend den Mantel über das neue Gotteshaus breitet. 
Im Inneren der Kirche finden sich Schmiedearbeiten des Künstlers Ernst Alt. Direkt ins Auge fällt das Altarkreuz, das in der Senkrechten von unten nach oben Sündenfall, Kreuzigung Jesu und den Auferstandenen darstellt und auf den Seiten Szenen aus der Jona-Geschichte (Jona wird aus den Fängen des Walfisches gerettet). Auf der Tür des Tabernakels erkennt man einen Paradiesbaum, der in das Symbol der Taube mündet, und Adam und Eva zu den Seiten. Neben dem Tabernakel hängt das Ewige Licht in Form einer Traube. Zentral, unter dem Altarkreuz und vor dem Stufen zum Altar, befindet sich der Ambo, der als zentrales Motiv das Gleichnis vom Sämann aufgreift und damit die Hoffnung, das Wort Gottes möge auf fruchtbaren Boden fallen und reiche Frucht bringen. 
Die modernen Kreuzwegstationen, Steinmetzarbeiten des Künstlers Willi Hahn (1920-1995), stellen die einzelnen Stationen des Leidens Jesu häufig in den Kontext modernen Alltagslebens und vermitteln dadurch Aktualität – ein Anreiz für den/die Betrachter:in, die einzelnen Bilder genauer anzuschauen, Details zu entdecken, eigene Deutungen und Übertragungen zu entwickeln.
(Diese Beschreibung orientiert sich an den Ausführungen von Lorenz Becker; die Foto stammen von MLL))

Zur Geschichte der Pfarrei und Kirche St. Valerius

Die Anfänge der Pfarrei St. Valerius als eigene Seelsorgestelle gehen zurück bis zur Vertreibung der Benediktinermönche von St. Matthias durch die Geheime Staatspolizei am 06. Mai 1941. Feyen, seit der Säkularisation mit der Pfarrei St. Matthias verbunden, war nun um einen neuen, großen Wohnbezirk ausgeweitet worden durch den Bau einer großen Arbeitersiedlung im „Reutersfeld“. Die Zusammenfassung dieses Bezirkes zu einem eigenem Seelsorgebereich war darum nur mehr eine Frage der Zeit.
Auch wurde die Germanus-Kapelle in Feyen auf Dauer zu klein für die wachsende Zahl der Gottesdienstbesucher, zudem war die Entfernung für die Bewohner im Reutersfeld zur Germanuskapelle oder zur Basilika St. Matthias zu weit, besonders für die Kinder oder für ältere Leute. So schien eine Kirche inmitten des Bezirkes günstiger. 
Schon am 05. August 1940 fand beim damaligen Oberbürgermeister der Stadt Trier Dr. Gorges im Beisein vom Pfarrer von St. Matthias und dem für Feyen und Siedlung zuständigen Kaplan P. Martin Schiffer ein Gespräch über die Errichtung eines gottesdienstlichen Raumes auf der Siedlung Reutersfeld statt.
Wegen der Kriegslage schlug der Pfarrer von St. Matthias die Aufstellung einer Baracke vor anstelle eines Kirchbaus. Als Platz käme eine neben der Kaserne liegende freie Baustelle am Pfahlweiher in Betracht. Der Oberbürgermeister riet in aller Form davon ab, auch wenn, wie der Pfarrer ausführte, eine hiesige Holzfirma eine Baracke in kürzester Zeit zur Verfügung stellen könnte. Dr. Gorges bat darum, das Ende des Krieges abzuwarten, wo dann ein endgültiger Plan für eine Kirche ins Auge gefasst werden könnte.
Am 29. Juni 1941 wird Dr. Clemens Mecheln, bis dahin bischöflicher Geheimsekretär, als Pfarrer von St. Matthias eingeführt. Für den Bezirk Feyen-Siedlung wird nun der schon vor der Ausweisung der Patres vorgesehene Plan verwirklicht und ein Kaplan für die intensive Betreuung des Außenbezirkes ganz freigestellt. Der bis dahin in Mayen tätige Kaplan Lorenz Hans erhält die Aufgabe der seelsorglichen Betreuung und der evtl. Zusammenfassung zu einer eigenen Pfarrgemeinde.
Wegen der Schwierigkeiten der Zeit bleibt die Germanuskapelle zunächst Gotteshaus für den neuen Seelsorgebezirk.
Am 03. Februar 1942 wird der Bezirk als Expositur eingerichtet und bekommt als Patron den hl. Valerius, den zweiten Trierer Bischof, den Nachfolger des hl. Eucharius, der vermutlich in der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts wirkte. Das Grab des hl. Valerius befand sich ursprünglich in der Gruft der Witwe Albana, heute in der Krypta der Abteikirche. Nach der Legende wurde Valerius mit Eucharius und Maternus vom Apostel Petrus persönlich ausgesandt, sein Gedenktag ist zunächst der 3. Februar, heute der 29. Januar. Am 10. März 1944, am Tag des goldenen Priesterjubiläums von Bischof Franz Rudolf Bornewasser, wird St. Valerius Vikarie. Die Baracke, die vorher im Konviktshof gestanden hat und vom Bauunternehmer Horsch aufgekauft worden war, wurde der Pfarrgemeinde St. Valerius im Sommer 1945 geschenkt. Am 11. November konnte diese Notkirche, polnische Arbeiter haben sie errichtet, eingeweiht werden.
Am 27. November 1948, am Vorabend des 1. Advents, verstarb Vikar Lorenz Hans nach einer kurzen schweren Krankheit. Es folgte eine Zeit der Vakanz, in der St. Valerius am 01. April 1949 selbstständige Pfarrvikarie wurde. Am 01. Mai 1949 wurde Franz Hermann als neuer Seelsorger eingeführt. In seiner Chronik der Pfarrei schreibt er: „Als erste Sorge oblag dem neuen Seelsorger die Planung eines ordentlichen Baues für den Kindergarten und die Vorarbeiten zur Planung eines würdigen Gotteshauses.“ Auch bemühte er sich, die im Krieg beschädigte Germanuskapelle zu renovieren. Bereits zum 31. Juli 1949, dem Fest des hl. Germanus, waren die ärgsten Schäden wieder behoben.
Im Juli 1950 begannen Bauarbeiten von Siedlungshäusern für 25 Familien mit 81 Kindern, „drei schwer- und vier leichtkriegsversehrte Väter, die meisten ganz oder zum Teil ausgebombt, alle dem Arbeiterstand oder dem kleinen Mittelstand angehörend, die aus eigener Kraft den Willen zum Eigenheim niemals hätten verwirklichen können“, wie die Trierische Landeszeitung vom 14. Juli 1950 berichtete. Bereits am 29. Juli 1951 konnte die „Bornewassersiedlung“ feierlich eingeweiht werden.
Im September 1951 begannen konkrete Planungen für den Bau der Pfarrkirche durch Baurat Alfons Leitl. Im März 1953 wurde ein Plan über ein französisches Viertel mit 500 Wohnungen veröffentlicht, der die Pläne für den Kirchbau nochmals umwarf. Damals wurde auch bekannt, dass die Franzosen die neue Kirche mitbenutzen würden. Die französische Militärverwaltung wurde vom Bistum um eine finanzielle Beteiligung ersucht. Ende März waren alle Meinungsverschiedenheiten bezüglich der Fenster der Kirche und des Standorts des Pfarrhauses beseitigt. Der endgültige Plan wurde nun auch schnell genehmigt und eine Einigung über den Kauf eines Grundstücks mit den Besitzern erzielt.
Am 01. Mai 1953 konnte dann der erste Spatenstich getan werden, mit den Seelsorgern der benachbarten Pfarreien, P. Paulus Obertreis OSB von St. Matthias, Pastor Begon von Heiligkreuz, Stadtdechant Engel, dem Architekten, dem Kirchenvorstand und einigen hundert Gemeindemitgliedern aus Feyen und der Siedlung. Pastor Hermann sagte an diesem Tag: „Uns bewegt das Gefühl des Dankes gegenüber dem Schöpfer, an diesem Maitag den ersten Spatenstich tun zu dürfen, an einem Werk, das kommenden Geschlechtern als Haus Gottes dienen soll.“ Er betonte weiter in seiner Ansprache, inmitten der großen Bauvorhaben auf der Weismark dürfe nicht nur an weltliches Bauen gedacht werden. Die Kirche sei „das Zelt Gottes unter den Menschen“, und ihr Bau sei gerade für Feyen eine vordringliche Aufgabe.
Die Feier des Spatenstichs mit Segnung des Bauplatz wurde mitgestaltet vom Musikverein Trier-Feyen, vom Männergesangverein Trier-Feyen und natürlich vom Kirchenchor. Wenige Tage später begann das Auswerfen der Fundamente, am 13. Mai bereits wurde der Fundamentssockel gegossen. Am 16. Mai wurden die ersten Ziegel, auch die eigens für die römische Bauweise der Kirche hergestellten „römischen Ziegel“, angefahren. Verschalungsarbeiten der Decke über der Krypta und des Abstellraums unter der Taufkapelle folgen Mitte Juni.Der Bau der Kirche machte gute Fortschritte, sodass am 28. Juni 1953 der Grundstein gelegt werden konnte, der aus dem Mauerwerk der Mutterkirche St. Matthias stammt, wie ja auch die Pfarrei St. Valerius aus der Mutterpfarrei St. Matthias hervorgegangen ist. Dies verdeutlicht auch die Inschrift auf dem Grundstein: die Verbundenheit mit der Mutterpfarrei, die Selbstständigkeit der neuen Pfarrei und das Vertrauen auf die Hilfe Gottes bei dem großen Werk des Kirchenbaus.

Die feierliche Grundsteinlegung nahm Stadtdechant Engel vor. Konventualprior P. Eucharius Zenzen OSB hielt die Festpredigt. Die Mädchenschola von St. Valerius, die Kirchenchöre von St. Matthias und St. Valerius sowie der Gesangverein und der Musikverein Feyen gaben der feierlichen Handlung mit Liedern und Chorälen einen würdigen Rahmen. Mit dieser Grundsteinlegung kam die Gemeinde St. Valerius, die sich bisher mit einer baufälligen Holzbaracke als Kirche begnügen musste, der Verwirklichung ihres Wunsches, ein würdiges Gotteshaus zu besitzen, wieder ein Stück näher.
Die Arbeiten an der Kirche gehen dann zügig voran, Haussammlungen und Kollekten unterstützen die finanzielle Seite. Baubriefe des Pastors informierten die Gemeinde über den Fortgang der Arbeiten. 
Am 03. Oktober 1954 wurde die Kirche von Stadtdechant Engel vorläufig eingeweiht und das Allerheiligste von der Notkirche in das neue Gotteshaus übertragen, wo an diesem Tag der erste Gottesdienst stattfand.
Der Architekt Alfons Leitl (* 02.02.1909 in Berlin, + 05.02.1975 in Trier), der in Trier auch den Neubau der Synagoge in der Kaiserstraße sowie die Stadtbibliothek an der Weberbach schuf, setzte das Prinzip der Alltagstauglichkeit und die Befriedigung des Nutzungsbedarfes in ihrer Gestalt und Vertreter der „Revidierten Moderne“ in den Mittelpunkt seines Wirkens. Neben den Möglichkeiten einer liturgischen Erneuerung zeigen seine Bauten den behutsamen Umgang mit historischen Fragmenten, verbunden mit deutlich gesetzten modernen Akzenten, vor allem durch die Verwendung und Visualisierung zeitgemäßer Baustoffe und Konstruktionen.
Wichtig zur Charakterisierung des Bauwerks ist seine steinsichtige Außenhaut, die sich durch die Verwendung von traditionellen und modernen Baumaterialien auszeichnet: Das Bruchsteinmauerwerk aus hammerrechtem Eifelsandstein wird durch mehrmals drei Schichten Ziegelsteinen in der Waagerechten gegliedert. So sollten seine Bauten schlicht sein und in seine Umgebung passen: im Falle der Pfarrkirche St. Valerius in Form und Gestalt der römischen Basilika nachempfunden. In seinem Gedenken ist im Jahre 2009 unweit der Kirche St. Valerius im Bereich der ehemaligen Panzerhallen der Kaserne Feyen und neuem Baugebiet eine Straße nach ihm benannt worden.
Lorenz Becker