Der kleine Prinz – Auf der Suche nach dem Ganzwerden

Die Musical-Produktion des Kinderchors St. Matthias hat sich dieses Jahr an Antoine de Saint-Exupérys DER kleine Prinz gewagt. Doch das Nachwuchsensemble wollte nicht einfach nur die Geschichte des Kleinen Prinzen nacherzählen, sondern entschied sich auf eine witzige, abenteuerliche und nachdenkliche Reise zu gehen: auf die Suche nach dem Geheimnis des Gesangs und des Ganzwerdens.

Fotos: Tuan Friese

Von der ersten Sekunde merkt man die Spielfreude, die das junge Ensemble mitbringt. Lily Michels als engagierte Pilotin, die sich beim Kleinen Prinzen bedanken will. Er hat ihr vor Jahren das Leben gerettet, dafür will sie ihm ein Schaf schenken.

Doch so einfach ist das nicht. Der Kleine Prinz, gespielt von Leo Eckhardt stellt Fragen, viele Fragen: Was Schafe essen? Ob sie auch Rosen essen? Und was sie mit dem Dornen machen?

Fragen, auf die die Pilotin und ihr ständig nuschelnder Co-Pilot auch keine Antwort haben. Also schlägt der Kleine Prinz vor, einen Planeten zu suchen, auf denen Rosen wachsen. Doch auch die neu gepflanzte Rose, die von Lia Friese, frech verkörpert wird, spielt mit dem Kleinen Prinzen, anstatt ihm Antworten zu geben, warum sie denn die Dornen wirklich braucht.

Doch der Kleine Prinz hat seine Gedanken und sein Herz an die Rose verloren, weil er merkt: Es kommt nicht darauf an, was die Rose sagt und welche Antworten sie gibt, sondern, was sie tut. Und ihr Tun erfüllt sich in dem wunderbaren Geruch, mit dem sie den Planeten erfüllt.

In dem Moment, wie dies dem Prinzen gewahr wird, merkt er auch, dass seine Stimme vom Band abgespielt wird. Die Reise bekommt ein neues Ziel, die eigene Stimme zu finden und singen zu lernen, weil Singen vom Herzen kommt.

Doch der launische König auf seinen Planeten, den Ina von Renz darstellt, protzt mehr mit Wissen und Macht, als dass er dem Prinzen wirklich eine Antwort gibt. Doch gerade als sich Prinz, Pilot und Co-Pilot über die oberflächlichen Antworten des so erwachsenen Mannes lustig machen, finden sie ihre eigene Stimme. Sie fangen an auf die Musik zu sprechen und sind dem Geheimnis des Gesangs einen Schritt näher.

Auf der Erde lernt der Kleine Prinz den Geographen kennen, gespielt von Markus Eckhardt, der selbst nicht forschen will, neunmalkluge Tipps gibt, aber sich lieber in seinen Büchern vergräbt als die Welt zu erkunden. Aber der Prinz lässt sich nicht entmutigen: Bevor man die Welt kennenlernt, muss man über sie lesen. Eine Landkarte ist zwar nicht die Welt, aber sie bildet die Welt in Grundlinien ab. Und Summen ist wie eine Landkarte des Gesangs. So findet der Prinz ein Teilgeheimnis des Gesangs: mit der Stimme die Melodien nachahmen.

Als der Prinz auf der Suche nach dem Gesang den Piloten verliert, wird er traurig. Deprimiert trifft er auf den Fuchs, scheu interpretiert von Sebastian Theisen und will mit diesem Spielen. Der will sich aber erst zähmen lassen, sich bekannt machen, eine Freundschaft auf wachsenden Vertrauen bilden. Das braucht Zeit! Der Prinz nimmt sich die Zeit und beide werden Freunde. Als der Prinz sich verabschieden muss vom Fuchs ist er trauriger als zuvor.

Diese Trauer nutzt die Schlange, Ina von Renz in einer Doppelrolle, in der Wüste vollkommen aus. Erst will sie ihn beißen und dann verführt sie ihn von einer Mauer zu springen. Was am Anfang als bösartige List erscheint, stellt sich als guter Rat heraus. Viele Entscheidungen im Leben brauchen Mut. Als sich der Prinz vom Piloten und Co-Piloten verabschiedet, springt er von der Mauer, daraufhin erleuchtet sein Planet wie ein neuer Stern am Firmament, Rosenduft, Freude und Mut durchdringen die Erde und die Lust am Singen. Zum Schluss singt das Ensemble Man sieht nur mit den Herzen gut, dass von Chorleiterin Jutta Thommes, in dieser Rolle tritt sie im Musical auch selbst auf, komponiert wurde.

Der kleine Prinz wurde vom Kinderchor St. Matthias unter der Leitung von Jutta Thommes aufgeführt. Für die fantasievollen Kostüme, die zwischen ironischer Verwandlung und klassischer Mimesis angesiedelt, zeichneten sich Viona und Angelika Vokou verantwortlich und gaben dem Stück eine extra Portion Magie. Viona Vokou war auch für die Maske zuständig, die den jungen Darsteller:innen eine ikonischen Ausdruck gab, so dass sie einen in die Welt des kleinen Prinzen entführen konnten. Mohamed Kushari filmte für die Zwischenszenen Szenen im Raumschiff, die gleichzeitig Abenteuerlust und die gigantische Spielfreude des Ensembles des jungen Ensembles verstärkte. Für die Technik war Maximilian Theisen verantwortlich. Regie führte Marc-Bernhard Gleißner. Es war seine letzte Regie-Arbeit für das Projekt IKD. Bei der Dernièren-Feier bedankte er sich bei allen, die IKD möglich gemacht haben, in Aufführungen mitgewirkt haben und dankte den jungen Schauspieler:innen, dass sie einen zauberhaften Abschluss mit der Aufführung von Der kleine Prinz für IKD ermöglichten.

– Marc-Bernhard Gleißner –

Autor:in: Maximilian Theisen